Erste Online-Acoustic-Session
Hallo zusammen,
schönen, guten Abend zur ersten Online-Session, ihr Lieben. Lange nicht gesehen! Dummerweise wird dieser Zustand ja wohl auch noch anhalten - daher probieren wir jetzt mal ein bisschen
online 'rum. Insofern soll diese "Online-Session" - die natürlich noch keine richtige Session ist - einen ersten Anstoß geben, auch für technisch diffizilere Projekte. Mal sehen, wohin uns
das führt. Wahrscheinlich erstmal nach Billerbeck - doch dazu später mehr.
Hier und heute haben wir eine Menge an Musikern im Programm - viel mehr, als gemeinhin von unseren Sessions gewohnt. Dabei sind: Susanna Wüstneck und Guenther Leifeld-Strikkeling nebst der Tree Mountain Stringband und vielen Gästen aus Billerbeck und Umgebung, Willie Burger ist mit vielen tollen neuen musikalischen Ansätzen, seinem Bruder Johannes "John" Burger, und auch zusammen mit der kompletten Josie White Revival Band hier im Programm. In unterschiedlichen Formationen werden wir auch Frank Czubaiko, Kai von Szadowski, Reiner Köhler und Astrid Heldmaier hier auf der Bühne haben. Und sogar Rainer Zellner vom Bluegrass Jamboree ist mit von der Partie. Bei dieser umfangreichen Aufzählung habe bestimmt einige noch nicht genannt. Ihr könnt euch also auf einen runden Abend freuen!
Hinsichtlich der "neuen Formen" in der Sessionlandschaft muss ich zugestehen: Die Billerbecker hatten mal wieder die Nase vorn. Schon Anfang März haben Guenther Leifeld-Strikkeling und Susanna Wüstneck „Templates“ von zwei Songs bei vimeo hochgeladen. "Templates" meint hier: Sie haben die Grundstruktur des Songs mit viel Platz für andere eingespielt, sie online gestellt und über die facebook-Seite der Billerbecker Session alle eingeladen, mitzuspielen. Dazu brauchte man den Song nur auf dem Rechner mit Kopfhörer hören, dazu spielen, singen, tanzen und das Ganze mit dem Smartphone aufnehmen. Und das Ergebnis den beiden dann zuschicken. Bis zu 13 Musikern haben sich an den Songs dann beteiligt – im Kern die Vier von der Tree Mountain String Band plus einer ganzen Reihe von Freunden aus der Session. Darunter auch Rainer Zellner vom Bluegrass Jamboree, der sich aus dem äußersten Süden zugeschaltet hat. Hier ist also zum Start „Mind your own Business“ von Hank Williams:
Wie sich leicht erahnen lässt: Mit dem Eingang der ganzen Videos fing die Arbeit erst dann. Guenther hat die eingegangenen Töne synchron in Logic gestapelt und abgemischt, Susanna hat den Videoschnitt dann passend auf die Töne gesetzt. Hier das zweite Stück - „He’ll have to go“ von Jim Reeves:
Hier dabei ist auch Herman van der Veer, ein Freund der Tree Mountains aus Holland, der viel mit seinem Freund Ruud Spil unterwegs ist. Mit ihnen könnte es vielleicht ein weiteres Online-Projekt geben. Ruud ist leidenschaftlicher Kuhzüchter (mit Horn!), Kuhmaler und spielt leidenschaftlich und virtuos Banjo. Er und und Herman van der Veer haben die Tree Mountains vor ein paar Wochen besucht – als es noch ging. Wen es intessiert: Das Video aus diesem Treffen steht auf der Facebookseite der Tree Mountains. Könnt ihr euch dann nach der Show angucken.
Jetzt geht's zurück vor die Haustür! In Bremen sind vor allem die Josie White Revival Band (JWRB) und insbesondere Willie Burger, Veranstalter von Willies Friday im Paganini, sehr aktiv geworden. Zunächst ging es dabei um das Paganini (wer es nicht kennt, hier ein paar Infos) – auch Roland Eberle, inzwischen einer der letzten echten Musikkneipenwirte in Bremen, ist natürlich auch sehr stark von der Krise betroffen. Willie hat daher eine Spendenaktion losgetreten, die bisher auch schon erste gute Erfolge zu verzeichnen hat. Gratifikation für jede Spende: Ein komplettes Online-JWRB-Konzert aus dem Paganini. Ein Ausschnitt daraus gibt es jetzt hier: „Year of 39“, ein dampfendes Brian-May-Cover
Willie hat dann beschlossen, sich den Online-Möglichkeiten noch entschiedener zu widmen. Die ersten Solostücke - unrasiert wie auch rasiert - können angesichts der späteren Ergebnisse heute durchaus als "Fingerübungen" bezeichnet werden. Zusammen mit Kai von Szadowski, Reiner Köhler und Astrid Heldmaier ist er dann die ersten Schritte in Richtung Online-Session gegangen. Hier ist “Follow me up to Carlow”.
"Follow me up to Carlow" ist ein irisches Traditionell, das "Planxty" in den 70ern bekannt gemacht hat. Die Kooperation zwischen den Bremern und Hannoveranern fand dann ihre Fortsetzung mit "Spancil Hill", einer irischen Ballade von Michael Considine (1850–73),der in Spancil Hill geboren wurde und in die Staaten immigrierte. Es geht um Heimweh und Sehnsucht ....
Die Ostertage kamen, und Willie beschloss nun, sich seinem Osterbesuch zu widmen. Kaum hatten er und sein Bruder Johannes die Besinnlichkeit des Karfreitags hinter sich gelassen, ging es auch schon an die Instrumente. Dafür wurde dann buchstäblich die gesamte Familie zusammengetrommelt: 16 Fishermen Raving ...
"Viele Ideen habe ich erst bekommen, als ich mit dem Material gebastelt habe. Und den "Green Screen", den ich mir von meinem Freund Ulli Scholz geliehen habe, generiert ungeahnte Möglichkeiten. Das weiß ich zwar schon seit 40 Jahren, aber wenn man selber damit arbeitet, bekommt die Kreativität Flügel - auch ohne Red Bull". Soweit Willie zu den Möglichkeiten, die plötzlich auftauchen, wenn man nur anfängt, sich etwas intensiver mit den Dingen auseinanderzusetzen. Wer ihn kennt, weiß: Das konnte nur der Anfang einer sehr langen Familiengeschichte werden. Am Ostersonntag trafen sich dann drei von den Burgers (wahrscheinlich wurde der Bodhrán-Spieler wegen des verpatzten Einsatzes in der letzten Nummer dazu verdonnert, die Getränke zu bringen) auf dem Balkon und bescherten dem Fesenfeld einen unerwarteten "Balkony Waltz".
Schließlich ist die Familie nach den Ostertagen wieder abgefahren, Willie hat alle zum Bahnhof gebracht. Aber man kennt das ja: Da ist man pünktlich am Bahnsteig, und wer nicht kommt, das ist der Zug. DB halt. Da haben sie dann ein vorerst letztes Mal ihre Instrument aus den Koffern geholt und mit den Gedanken bereits zuhause einen alten Tom-Petty-Song angestimmt: "Crawling Back To You":
Ihr kennt das. Da groovt es endlich mal so richtig – und dann kommt der Kerl mit dem Sektkelch und seinem so genannten „Commercial Break“. Für die Session und so.
Ja – aber diesmal nicht für die Session. Es gibt noch eine „Institution“ in Bremen, der es zur Zeit wirklich nicht gut geht: Der Pusta-Stube im Blockland. Nachdem nun auch die Bluegrass-Session bei Konny und Hinrich ihre Heimat gefunden hat, wäre es nicht auszudenken, wenn wir – nach der Orange – nun auf dieses einzigartige kleine Bremer „Musik-Juwel“ verzichten müssten. „Wir versuchen das Beste aus der Situation zu machen und irgendwie zu überleben. Wie es weitergeht wissen wir alle nicht. Drückt uns die Daumen,“ so die beiden auf ihrer Website. Für 2020 hatten sie bereits über 100 Veranstaltungen auf dem Plan. Wann sie wieder öffnen können, steht in den Sternen - so sieht es derzeit leider aus. Hier ein Blick in die gute Stube bei der ersten - und leider bisher einzigen - Bluegrass-Session:
Da das Daumendrücken in diesem Fall wohl alleine nicht reicht, möchte ich euch bitten, euren Obulus für diese Online-Session – ihr wisst: es darf nicht klimpern! – diesmal in diesen Topf zu tun:
DE86 2905 0101 0080 3678 40 - Die Pusta-Stube - Sessionspende
Ich finde, in einer Situation kann es auch schon mal ein Zehner oder Zwanziger sein. Schließlich spart ihr derzeit beim Bier – der Liter ist bei „Hol ab“ ja erheblich billiger! By the way: Noch genug Bier da? Ihr könnt die Pause auch gern nutzen, um eben Nachschub zu holen. Aber darüber nicht den Sektkühler vergessen! Während sich die anderen die IBAN notieren, schauen wir nochmal rein in die Bluegrass Session. Leadvocals: Ann Doka & Mel O'Dee
So - weiter geht's im Programm. Wir hatten sie schon hier auf der Bühne, aber das war eben nur der Anfang - der Session und der Entwicklung. Willie ist schließlich Teil der Josie White Revival Band. Und da war es natürlich absehbar, dass auch da noch was kommt.
Der ersten Online-Session-Aufschlag der JWRB zielte dann direkt auf das, was ich mal "Hanse-Country mit starkem Blocklandeinschlag" nennen will. Schon der meditative Beginn - Banjo-Bernd bereitet sich in ALLER RUHE auf seinem ausgehobenen Erdhügel auf die kommende Aufgabe vor - stimmt auf diese äußerst zeitgemäße Interpretation eines heute nahezu prophetischen Dylan-Titels ein. Weiterhin ist erstaunlich, was dieser Instrumentalist einem Spaten zu entlocken vermag. Leider trübt jedoch ein Umstand den so positiven Grundeindruck dieser ansonsten gelungen Produktion: Der in ihr durchaus lobenswert agierende Bassist wurde - einmal mehr in der Geschichte der Popularmusik - nicht im Bild berücksichtigt. Er ist rechts oben hinter der Hecke zu vermuten.
Hier also die Josie White Revival Band plus Frank "Czubi" Czubaiko mit "You ain't goin nowhere":
Bei der Zusammenstellung der Titel haben die Jungs von der JWRB ja schon immer besondere Maßstäbe angelegt. Der Akzent, den der zweite Titel nun setzt, entlässt den Zuhörer in das weite Feld
zwischen dem, was wir früher "Dialektik" genannt haben, und was heute eher unter Zen-Buddhismus verstanden wird: You ain't goin nowhere on the road again. Der ewige Kreislauf des Asphalts - und
sie führen uns wieder ins Blockland.
Und wieder überrascht Banjo-Bernd mit einer besonderen Performance. Auch deutlich zu erkennen: Johannes Burger hat sich offensichtlich einmal mehr bei Willie einquartiert. Der Bassist darf
diesmal aber wenigstens wahrnehmbar Radfahren ...
So, ihr Lieben, das war's. Wenn's am schönsten ist, soll man aufhören. Aber ja, ich verstehe. Ihr wollt noch einen Absacker, Etwas für den Rest des Abends.
Ich hab' Willie und Johannes gefragt - die haben noch was. Einen Lieblingssong von Willie: "Ich glaube, jeder hat so etwas wie 'Gortatagort' tief in seiner
Seele. Diese schöne Ballade wurde von John Spillane, einem irischen Singer-Songwriter, geschrieben und gesungen. Sie wurde von dem unvergleichlichen Christy Moore gecovert," hat er erzählt. "Ich
glaube, Gortatagort ein metaphorischer Ort. Er könnte sich in der Nähe von Bantry Bay oder in County Clare oder in Tipperary befinden, aber er könnte auch überall in Irland oder in einem
anderen Teil der Welt liegen. Es kommt immer darauf an, wo man sich zu Hause fühlt."
Die Fotos stammen aus den letzten zehn Jahren seiner Besuche in Irland, aus Connemara und Donegal und von Freunden, die auch in Irland waren: Heinrich H. Trott und Bernd Guelich.
Mit diesem schönen Song von Willie und Johannes seid ihr dann in Nacht entlassen: Gortatagor
So - ist schon ziemlich spät, aber schließlich schimpft sich das hier ja "Session". Und vielleicht hat ja der eine oder andere noch Lust, ein bisschen mitzumachen? Meistens war es ja bisher der Schluss auch immer am besten.
Ich hab jedenfalls Günni und Susanna gebeten, ob sie ihre Vorlage zur Session - "Mind your own business" und "He'll had to go" - nicht hier nochmal spielen können. So, dass alle mitmachen können. Na ja, was soll ich sagen - auch das hat geklappt. Hier kommen also gleich nochmal die beiden Songs vom Anfang der Session - ohne große Begleitung und mit viel Platz für euch!
Bevor das jetzt losgeht noch ein wichtiger Hinweis: Am kommenden Mittwoch, den 6. Mai, ist die Billerbecker Session dran. Die sind schon wieder einen Schritt weiter: Es soll wohl ab 20 Uhr ein Livestreaming geben, mit zugeschalteten Musikern. - also eine echte Online-Session. Man kann echt gespannt sein, ob das klappt - aber laut facebook haben die Billerbecker auch ausreicheng B-Pläne. Wer mit dabei sein will, sollte sich in die facebook-Seite der Akustik Session Billerbeck einklinken!
Also hängt euch an die Rechner und schaut auch mal in Billerbeck rein! Ist ja kein Problem bei einer Online-Session - was mal was richtig Gutes an der ansonsten miesen Situation ist. Ich werde mich auf jeden Fall danach mal mal in Billerbeck umhören, wie sie es angepackt haben, und hier berichten!
So, jetzt nehm' ich mir mal mein Gerät. Mal sehen wie lange das dann hier noch dauert. Hier kommen jetzt die beiden Songs zum mitjammen: Mind Your Own Business und He'll Have To Go. Allen viel Spaß, bis die Tage und: Keep on rollin'!
Ach ja. Ihr dürft mir hier ruhig mal sagen, ob euch der Abend gefallen hat. Ich freu mich auf eure Rückmeldungen. Und denkt an die Pusta-Stube ...
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Regina Kleingrothe (Samstag, 02 Mai 2020 18:44)
Hallo Norbert,
vielen lieben Dank für die musikalische Aufmunterung in Coronazeiten. Das hilft enorm gegen den Musikkneipenkonzertentzug! Ich freue mich auf mehr. Danke auch an alle beteiligten Musiker mit ihren tollen Beiträgen. Es tut so gut, euch alle zu sehen und zu hören.
Weiter so! Bleibt alle gesund und ganz sicher sehen wir uns bald wieder!
Willie Burger (Samstag, 02 Mai 2020 20:14)
Hi Norbert,
eine wunderbare Idee, vor allem die Videos von den "Billerbeckern". Sehr schön, Martin Hannemann zu sehen, den ich 1975 im Siegener Jugendzentrum beim ersten Folk-Festival mit seiner damaligen Deutsch-Folk-Gruppe "Fiedel Michel" kennengelernt habe. "Alle meine Lebetag" vergesse ich nie in meinem Leben. Ich habe damals mit meiner ersten Folk-Punk-Band auch dort gespielt: "Fuckin' Folk". Schöne Grüße an Martin und die Billerbecker; zwei sehr schöne kreative Videos - Chapeau!
Herzliche Grüße
Willie Burger
Klaus Müller (Samstag, 02 Mai 2020 21:11)
Bin sehr berührt und begeistert ob des Engagements und der Ergebnisse. So richtig online treffen wär natürlich der Hit. Keep on Keepin'
"Leifeld-Strikkeling, Günther " (Samstag, 02 Mai 2020 21:16)
Coole Sache...ist doch klasse, wie sich immer irgendwo eine Tür auftut, wenn's woanders eng wird...wir bleiben am Ball und liebe Grüße an alle...we keep on picking.
Schaut gerne mal rein...Akustik Session Billerbeck
Kornelia Staffeldt (Samstag, 02 Mai 2020 22:14)
Hi Norbert,
Vielen lieben Dank, das du an uns denkst.... Eine super Sache!� Wir vermissen euch soo sehr! Die Pusta Stube ohne Musik ist so seltsam...Wir hoffen das ihr alle bald wieder bei uns Musik spielen könnt�❤️ Bis hoffentlich sehr bald Konny ,Sophie & Holger
Jochen Leifeld (Sonntag, 03 Mai 2020 09:09)
Moin Norbert,
was für eine aufwendige und liebevolle Arbeit die tollen Beiträge zusammen zu puzzeln! SUPER ! Natürlich denkt man etwas traurig an die Zeiten zurück, in denen man unbeeinflusst gemeinsam musizieren konnte, aber es gilt mehr denn je, immer das Beste daraus zu machen, oder nicht?
Wir müssen findig sein!
Bin ja mal gespannt, ob die notgedrungene Digitalisierung des Musikmachens etwas verändert. Außerdem hab ich Latenz früher immer als Stilmittel eingesetzt, - das ist jetzt auch vorbei .... :)
Liebe Grüße
Jochen
Mario Döhring (Sonntag, 03 Mai 2020 13:22)
Hallo Norbert,
eine super Aktion und ein echter Lichtblick in dieser Zeit. Hoffentlich bald wieder in echt. Aber bis es soweit ist, gerne mehr davon.
Vielen Dank für Dein Engagement.
Liebe Grüße
Mario
Mrs. Zambesi (Sonntag, 03 Mai 2020 16:43)
Lieber Norbert,
super, eine schön gemachte Online Session. Danke!!
Wir finden es völlig nachvollziehbar, dass es etwas Zeit braucht, bis die Kreativität wieder wach wird in der Pandemiesituation.
Es braucht doch etwas Zeit, um zu begreifen, was Corona alles bedeutet und für Auswirkungen hat...umsomehr freuen wir uns, deine Auswahl an Videos und freundlichen Worte dazu zu hören und zu lesen.
Auf bald - in welcher Form auch immer!?
Herzliche Grüße von
Mrs. Zambesi und Mrs. Zambesi
Claudia und Arne
Susanna (Mittwoch, 06 Mai 2020 22:30)
Wow, tolle Seite!!! Wie gut, dass der Logdown nicht die Kreativität stilllegen kann! Im Gegenteil! Lass uns zusammen weitermachen, wer weiß, was noch alles geht...
Liebe Grüße aus Billerbeck,
Susanna